Nach 23 Jahren auf der Palliativstation und beim Ambulanten Hospizdienst tritt die Koordinatorin Annegret Müller in den Ruhestand
Herne, im Februar 2021. Am 1. März 2021 ist es so weit: Nach 23 Jahren auf der Palliativstation des Evangelischen Krankenhauses und beim Ambulanten Hospizdienst Herne tritt die Koordinatorin Annegret Müller (63) den wohlverdienten Ruhestand an. In einer Feierstunde würdigten Pfarrer Frank Obenlüneschloß und Dr. Rolf Lücke, Vorstände der Fördervereine Palliativstation und Hospizdienst sowie des Lukas-Hospizes, den Einsatz der Diplom-Fachfrau für gerontopsychiatrische Pflege und Betreuung für die Verbesserung der ambulanten Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen in Herne. Zum 1. März übernimmt Anja Schröder, Fachaltenpflegerin für gerontopsychiatrische Pflege und Palliative Care aus Marl, die Aufgaben von Annegret Müller.
Ein Grundmotiv der Arbeit von Annegret Müller ist lebenslanges Lernen. Unablässig hat die Erkenschwickerin ihr Wissen und ihre Fähigkeiten erweitert. Nicht nur, um ihr Können auf Stand zu halten, sondern um neue und oft mutige Impulse zur Verbesserung der Situation schwerstkranker oder sterbender Menschen zu geben. „In der hospizlichen Begleitung gibt es keine Tabus“, sagt sie.
Pflegende besser verstehen
Wie konsequent Annegret Müller eigene Wege geht, zeigt ihr Werdegang. 1995 gab die ausgebildete Hauswirtschaftsmeisterin die Leitung eines Altenheims auf, um mit einer dreijährigen Ausbildung zur Altenpflegefachkraft ganz von vorn zu beginnen: „Ich hatte damals das Gefühl, dass die Pflegenden mich nicht verstehen – und ich sie auch nicht. Das wollte ich ändern.“
Vom Krankenhaus zur Sterbebegleitung
Als nach der Ausbildung ihr Schwiegervater auf einer internistischen Station starb, entschloss sie sich, auf der Palliativstation des EvK Herne zu arbeiten. Dort lernte Annegret Müller die Sozialarbeiterin Karin Leutbecher kennen, die sie für den Hospizdienst und die ambulante Sterbebegleitung gewann.
Demenz am Lebensende
Das eigene Schicksal – eine Krebserkrankung im Jahre 2001 – vertiefte Annegret Müllers Verständnis für die Notlagen am Ende des Lebens und bestärkte sie, den Weg weiterzugehen. Seitdem hat sie als Koordinatorin in Herne und Wanne-Eickel viele Meilensteine gesetzt. Besondere Bedeutung kommt dabei dem Schwerpunkt „Demenz am Lebensende“ zu, den Annegret Müller vor genau zehn Jahren aus der Taufe hob. Das Hilfsangebot – ein Herzensprojekt des verstorbenen Hospizgründers Prof. Dr. Alexander Sturm – wurde und wird vom Förderverein Lukas-Hospiz finanziell gefördert.
Breitgefächertes Engagement
Parallel dazu initiierte Annegret Müller mit ALPHA NRW, den Ansprechstellen im Land Nordrhein-Westfalen zur Palliativversorgung, Hospizarbeit und Angehörigenbegleitung, auf Landesebene die NRW-Arbeitsgemeinschaft Demenz am Lebensende. Sie beteiligte sich in der Arbeitsgemeinschaft Heime des Palliativ-Netzwerkes Herne, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel an der Entwicklung des bundesweit beachteten Leitfadens „Palliativversorgung und Hospizkultur in Pflegeheimen“. Als Kurs- und Seminarleiterin bildete sie außerdem beruflich Pflegende und begleitende Berufsgruppen aus.
APPH und Kreativgruppe
Auch wenn am 1. März der offizielle Ruhestand beginnt, wird Annegret Müller der Versorgung schwerkranker und sterbender Menschen in Herne als Vorstandsmitglied der Akademie für Palliativmedizin, Palliativpflege und Hospizarbeit Ruhrgebiet (APPH) erhalten bleiben. Ihre große Leidenschaft fürs Nähen, Basteln, Dekorieren und Organisieren wird sie ehrenamtlich in der Kreativgruppe des Fördervereins ausleben, wenn sie nicht gerade mit Ehemann und West Highland-Terrier Fienchen im Wohnmobil die Welt erkundet.