OB dankt für Engagement: „Ohne Ihre Arbeit wäre unsere Stadt ärmer“

25 Jahre Hospizdienst und 30 Jahre Palliativstation: Gottesdienst eröffnet Jubiläumsjahr im Gedenken an Krieg und Sterben in der Ukraine:  „Wir wollen vorleben, dass es anders geht“

Herne, im März 2022. „Wir sind palliativ!“ Unter diesem Motto eröffnete der Förderverein Palliativstation im Ev. Krankenhaus Herne und Ambulanter Hospizdienst e.V. das Jubiläumsjahr 2022 mit einem mutmachenden Gottesdienst in der Kreuzkirche. Anschließend trafen sich Aktive, Wegbegleiter und Unterstützer der Palliativversorgung zu einem Empfang im Ludwig Steil-Forum am Europaplatz. 

Darf man in Zeiten wie diesen ein Jubiläum überhaupt feiern? Kann Freude aufkommen angesichts der Corona-Toten und des russischen Angriffs auf die Ukraine? Diesen Fragen widmete sich die Seelsorgerin Karola Rehrmann in ihrer Predigt. Ihre Antwort lautete Ja, denn palliative und hospizliche Versorgung sei ein Bekenntnis zu einem würdevollen Leben bis zuletzt. Dazu zitierte die zertifizierte Trauerbegleiterin und Koordinatorin beim Ambulanten Hospizdienst „Die Heilung am Sabbat“ aus dem Markusevangelium des neuen Testaments. Auch Jesus Christus habe allen Widrigkeiten trotzend stets für das Leben entschieden. „Am heutigen Tage leben wir alle gemeinsam – dem Kriege zum Trotz – eine Haltung vor, die von Respekt und Würde geprägt ist“, betonte auch der Vorsitzende des Fördervereins, Pfarrer Frank Obenlüneschloß, in der Kreuzkirche.

 

Bitte um Gottes Segen
Mit Fürbitten traten Anja Schröder, Koordinatorin im Ambulanten ospizdienst, Dr. Katja Vogelsang als ärztliche Leiterin der Palliativstation und Christine Heydecke, Stationsleiterin der Palliativstation, vor den Altar. Sie baten um Schutz und Gottes Segen für die Patient*innen, ihre Angehörigen, die Mitarbeitenden und nicht zuletzt für die ehrenamtlichen Zeitschenker, die die Menschen am Ende des Lebens ambulant, im Heim oder auf der Palliativstation liebevoll begleiten.

OB sagt für Erweiterung persönliche Unterstützung zu
„Sterbenskranken Menschen bis zum Lebensende ein Stück Lebensqualität zu schenken – das gelingt Ihnen seit 30 Jahren, das ist stark“, sagte OB Dr. Frank Dudda bei dem anschließenden Empfang in seinem Grußwort. Engagiert sicherte Hernes erster Bürger dem EvK und dem Förderverein seine persönliche Unterstützung bei der Erweiterung der Palliativstation zu: „Es wird gebaut.“ Er sage von Herzen Danke, nicht nur im Namen des Rates und der Verwaltung. Der Hospizdienst, die Palliativstation, das EvK und der Förderverein leiste tagtäglich etwas Besonderes. Der OB: „Ich weiß aus vielen Briefen, dass Ihnen unendliche viele Hernerinnen und Herner dankbar sind für das, was Sie tun. Ohne Sie wäre unsere Stadt wesentlich ärmer.“

Wahre Helden und Liebhaber des Lebens
Seit Gründung der Palliativstation am EvK Herne vor 30 Jahren bis heute konnten rund 4.000 Patientinnen und Patienten dort behandelt werden, zog Prof. Dr. Klaus Hackenberg, Gründer der Einrichtung Bilanz. Jede Palliativstation sei so gut wie ihre Mitarbeitenden, so Hackenberg und nannte – in chronologischer Reihenfolge – die medizinisch, pflegerisch, beratend und seelsorgerisch Tätigen und dankte auch den vielen, über Jahre treuen Ehrenamtlichen. Hackenberg: „Ihre Hilfe ist unverzichtbar. Sie alle zusammen sind die wahren Helden. Sie prägen das Gesicht unserer Palliativstation – jeder auf seine Weise und mit viel Empathie.“ Der Ehrenvorsitzende des Fördervereins erinnerte an Martin Luther, der in dem Buch „Die Weisheit Salomons“ den Begriff „Gott“ übersetzt als „Du Liebhaber des Lebens“: „Liebhaber des Lebens und der Menschen muss man sein, wenn man den Dienst auf der Palliativstation aushalten will, gepaart mit viel Kraft. Möge die Kraft allen erhalten bleiben.“ Mit Blick auf die geplante Erweiterung schloss der Mediziner: „Dafür wollen wir arbeiten, und darauf freuen wir uns.“


Ein Mantel ist mehr als ein Mantel
In ihrem Grußwort widmete sich Claudia Reifenberger, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Herne, dem Ursprung des Wortes „palliativ“. Es kommt von dem lateinischen Begriff „pallium“, was so viel heißt wie „Mantel“. Das Motto „Wir sind palliativ“, so Reifenberger, gefalle ihr. Die drei Worte machten zweierlei deutlich. Erstens: Gemeinschaft trägt. Zweitens: Ein Mantel ist mehr als ein Mantel. Schwerkranke Menschen würden umhüllt von einem Mantel der Geborgenheit, so Reifenberger Das sei die Idee der „cura palliativa“. Dazu zähle die medizinische Versorgung, aber nicht nur diese. Ein Netzwerk, eine Gemeinschaft der verschiedenen Professionen sei hier am Werk: Ärztinnen und Pfleger, Seelsorgerinnen und Therapeuten, aber auch engagierte Ehrenamtliche vor Ort und solche, die Geld für die Sache spenden, und das seit Jahrzehnten. „Bring‘ den Mantel mit, sei palliativ, Gemeinschaft trägt“, sagte die Pfarrerin der Festgemeinde: „Gerne überbringe ich die Grüße des Evangelischen Kirchenkreises Herne an alle, die den Mantel ausgebreitet haben, um todkranken Menschen Nähe, Wärme, Zugewandheit und Geborgenheit zu schenken. Ich hoffe, dass Sie Ihren Mantel nicht nur teilen, um ihn an andere weiterzugeben, sondern auch, dass Sie selbst – und ich eingeschlossen – immer auch unter dem Mantel anderer Zuflucht finden können.“

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